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Vom Wochenmarkt zum Online-Marktplatz: IT und Logistik machen den Unterschied

Gastbeitrag

Borgholzhausen, 01. März 2022 – Stellen Sie sich einen Wochenmarkt vor. Äpfel an einem Stand, die Käsetheke genau daneben. Das hat handfeste Vorteile – für die Einkaufenden genauso wie für die Anbieter. Die erste Gruppe findet diverse Warenkategorien an einem Ort vereint und erspart sich zusätzliche Wege in unterschiedliche stationäre Läden. Die zweite Gruppe erhöht durch den Marktstand die Präsenz des eigenen Angebots an stark frequentierten Orten und kann somit eine größere Kundschaft ansprechen. Und was im Analogen funktioniert, hat auch im Digitalen Potenzial. Denn nach diesem Prinzip funktionieren sämtliche Online-Marktplätze. Damit online all das möglich ist, was auf dem Markt um die Ecke funktioniert (und noch mehr), gibt es für Händler und deren Logistikdienstleister allerdings einiges zu beachten, wissen Doreen Schumm, Head of Market Place Sales bei Kaufland.de, und unser Geschäftsführer Stefan Brinkmann.

„Marktplätze erleben derzeit einen enormen Boom. Allein in der DACH-Region gibt es mittlerweile über 170 Online-Plattformen“, berichtet Doreen Schumm von Kaufland.de. Auch ihr Portal reiht sich darunter ein. Und nicht nur die Anzahl der Online-Marktplätze steigt. Laut des aktuellen Online-Monitors des Handelsverbands Deutschland e.V. verschiebt sich auch das Verhältnis zwischen Online-Aktivitäten der Händler auf ihren eigenen Onlineshops sowie denen auf externen Marktplätzen – zugunsten der Plattformen. Mehrere Verkaufswege zu bedienen, lohnt sich im elektronischen Geschäft genauso, wie es sich für „traditionelle“ Händler empfiehlt, nicht nur einen Wochenmarkt zu beschicken, sondern ihre Waren an mehreren Anlaufstellen feilzubieten: „Nur wer auf möglichst vielen Plattformen parallel aktiv ist, wird dauerhaft im E-Commerce erfolgreich sein“, so Doreen Schumm. Die Gründe dafür sind einfach zu verstehen. „Die große Reichweite und die hohe Besucherzahl der Marktplätze führen meist zu einem deutlichen Umsatzanstieg bei den Händlern“, beschreibt Doreen Schumm. Denn laut der Marktplatzexpertin ermögliche die breite Ansprache neuer Zielgruppen den Händlern außerhalb ihres Shops neue Kunden hinzugewinnen, die sie sonst nicht erreichen würden. Gepaart mit den in der Regel niedrigen monetären Einstiegsschwellen ohne hohe Vorabinvestitionen lohne es sich, in das Marktplatzgeschehen einzusteigen. Ganz zu schweigen davon, dass es die Marktschreier in Form von plattformeigenem SEO-Marketing und Co. digital gleich mit dazu gibt.

Kritische Faktoren: Bestandsangaben in Echtzeit und voraussichtliche Liefertermine

Doch was auf dem analogen Marktplatz noch einfach zu handhaben ist, stellt Onlinehändler im digitalen Raum vor Herausforderungen: Kommt eine Kundin oder ein Kunde an den Obststand, sieht er oder sie auf einen Blick, ob noch genug Äpfel in der Auslage liegen. Online blicken Kunden in so einem Fall auf die Bestandsanzeige im Onlineshop oder dem Marktplatz. „Noch drei Artikel verfügbar“, lesen sie dann beispielsweise. Und da sie keinen direkten Einblick in den Echtzeit-Bestand im Lager haben, müssen sie diese Angaben glauben. Die Bestandsangaben in Echtzeit im eigenen Onlineshop aktuell zu halten, ist die eine Sache. Eine andere Hausnummer wird es jedoch, wenn Händler den Rat von Doreen Schumm verfolgen, ihre Artikel auf diversen Plattformen anbieten und damit eine Bestandsynchronisation in Echtzeit über alle angebundenen Vertriebskanäle ermöglichen müssen. „Mit manuellen Aktualisierungen im Warenwirtschaftssystem oder im Warehouse Management System ist das nicht mehr zu schaffen. Selbst wenn die Bestände im eigenen Shop akkurat sind, fehlen oftmals noch die Schnittstellen zu den externen Marktplätzen“, schildert Stefan Brinkmann. Solche Silo-IT-Lösungen erschweren das Fulfillment, denn eine präzise Verfügbarkeitsangabe ist längst zum wichtigen Kaufkriterium für Online-Kunden geworden.

Diese Insellösungen verhindern zudem die korrekte Angabe der voraussichtlichen Lieferzeit. „Denn weiß das System nicht, dass ich gerade auf einem Marktplatz meine letzten fünf Artikel verkauft habe, weiß auch ein anderes angeschlossenes System nicht, dass neue Ware erst im Zulauf ist und später versendet wird. Was folgt, sind enttäuschte Consumer, die nicht das bekommen, was ihnen der Händler oder der Marktplatz verspricht“, so Stefan Brinkmann. Damit der Händler dem Kunden gegenüber in Sachen Warenbestand mit offenen Karten spielen, die Lieferzeit exakt angeben und so langfristig zur Kundenbindung beitragen kann, plädiert Stefan Brinkmann auf End-to-End-Lösungen. Ein solches System müsse, so fordern es Brinkmann und Schumm, in der Lage sein, verschiedene Auftragsquellen zu berücksichtigen, den Logistikprozess von der Bestellung bis zur letzten Meile in Echtzeit abzubilden und Händlern sowie Marktplatzbetreibern eine Tracking-Möglichkeit für den Stand der Logistikbearbeitung und den Transport an die Hand geben.

Gelingt dieses Zusammenspiel aus Händlern, Marktplatzbetreibern und Logistikdienstleistern, dann ist es fast wie auf dem Wochenmarkt: Der Kunde bekommt genau, was er sieht – oder vielleicht sogar ein bisschen mehr.

5 Tipps von B+S und Kaufland.de zur erfolgreichen Marktplatzstrategie und -Logistik

  • im Dschungel der Vertriebsplattformen die Marktplätze auswählen, die am besten zum eigenen Sortiment passen, passende Inklusiv-Leistungen und einen unterstützenden Kundenservice anbieten
  • das eigene Unternehmen kritisch auf Logistik- und IT-Ressourcen sowie -Kompetenz überprüfen
  • bestehende IT-Systeme auf deren Schnittstellenpotenzial überprüfen und gegebenenfalls erneuern
  • eine offene und transparente Datenweitergabe zwischen Händlern, Marktplatzbetreibern, Logistikdienstleistern und Endverbrauchern etablieren
  • Vertriebs- und Logistikstrategie regelmäßig überprüfen und falls notwendig Kapazitäten skalieren, um Bestands- und Lieferengpässe zu vermeiden